Anreise und erster Schock |
Am 02.06.2006 war es endlich so weit. Nach
der harten und schweißtreibenden Vorbereitung verließ
die deutsche Auswahl die Heimat in Richtung Sarajevo zur WM. Die
Fangemeinde fuhr erst am Samstag los, da wir im Gegensatz zur Nationalmannschaft
ohne Zwischenstopp durchfuhren. Die Fangemeinde bestand größenteils
aus Familienangehörigen und sehr treuen Fans wie z. B. Michael
Kastler besser bekannt als „Platzhirsch“. Ausgerüstet
mit vielen Fanartikel und einer super Stimmung bewegten wir uns
auch in Richtung Sarajevo.
Die Anreise verlief sehr gut bis auf eine ungewollt lange Besichtigung
von Zagreb. Das Schlafen im Auto wollte bei keinem funktionieren
außer bei Steffi, die es schaffte in fast jeder Position zu
schlafen. Doch bald kam der erste Schock. Keiner konnte erahnen,
was uns in Bosnien erwartete. Kurz nach der Grenzüberquerung
wurde es blitzartig leise im Auto. Jedem Insassen verschlug die
heute noch sichtbare Zerstörung des Krieges die Sprache. Kaum
ein Haus war ohne sichtbare Einschusslöcher und die Landschaft
war geprägt von unzähligen Ruinen. Direkt neben der Straße
standen rote Schilder, die vor Minenfelder warnten und die Straßen
wurden schlagartig schlechter.
Schnell stellte sich jeder die Frage, wieso gerade in einem solchen
Land eine Jugend-WM ausgetragen wurde. Wir lernten eine völlig
neue Welt kennen, dennoch setzten wir unsere Reise ins Ungewisse
fort. Dies war gar nicht ganz einfach, da keine Straßenschilder
mehr europäische Beschriftungen hatten und somit nicht zur
Orientierung dienten. Trotz der erschwerten Bedingungen erreichten
wir um 8 Uhr morgens Sarajevo und kontaktierten unseren deutschen
Ansprechpartner. Dieser führte uns direkt zum Hotel. Hier fiel
uns der erste schwere Stein vom Herzen, als wir ein neu renoviertes
Gebäude sahen und wussten, dass wir nicht in einer "Ruine"
untergebracht wurden. Voller Spannung fuhren wir zusammen zur WM-Bahnanlage
nachdem alle Formalitäten geklärt waren und wir unsere
Zimmer bezogen hatten. |
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Erster Kontakt mit der Bahnanlage: |
Die Bahnanlage befindet sich im Olympiazentrum
von Sarajevo, das während des Krieges völlig zerstört
und jetzt wieder in vollem Ausmaß rekonstruiert wurde. Wir betraten
die Halle und stellten schnell fest, dass auf der Kegelbahn nicht
so viel Platz vorhanden war, wie die Dimensionen der Olympiahalle
erwarten ließ. Die Bahn war relativ niedrig, sodass ein stehender
Fan in den obersten Rängen außer dem Spieler nichts sah.
Die Bahn machte einen gepflegten Eindruck, obwohl zu dem Zeitpunkt
als wir eintraten hektisch gearbeitet wurde. Hierbei trafen wir auch
mit Bibi zusammen, der Organisatorin der WM. Ein Frau die alles im
Griff hatte und der keiner zu widersprechen.traute. Ihr Charakter
war allen auf Anhieb sympathisch und sie verkaufte uns gleich die
Eintrittskarten, da diese beschränkt waren. Hierbei erfuhren
wir auch über die bestehenden Probleme, dass die Bahnanlage nicht
abgenommen wurde und dass fehlerhafte Teile geliefert wurden. Das
größte Problem war, dass kein ordnungsgemäßer
Kegelsatz vorhanden war und kein "Neuer" aufgetrieben werden
konnte, da dies 1600 Euro Einfuhrzoll gekostet hätte. Des Weiteren
waren die Anläufe in unterschiedlicher Dicke geliefert worden
und die Kugelfarbe der neuen Kugeln war auch nicht einheitlich. Die
Schlagwände bereiteten auch Probleme, sodass die Durchführung
der WM wirklich am seidenen Faden hing. Mit viel Müh und Schweiß
konnten die Organisatoren diese Probleme in letzter Sekunde in Eigeninitiative
beheben und die Durchführung der WM garantieren. Ebenfalls sollte
erwähnt werden, dass kein Bauchkegel eingebaut war, da dies nicht
zugelassen wurde, weil auf der Ausschreibung ein "normaler"
Kegel abgebildet war. |
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Eröffnungsfeier: |
Abends erreichte auch die deutsche Auswahl
die Olympiahalle. Hastig wurden Informationen untereinander über
die Fahrt ausgetauscht, bevor um 19.30 Uhr die offizielle Eröffnungsfeier
begann. Mit entsprechender Begleitmusik marschierten alle teilnehmenden
Mannschaften ein und wurden offiziell begrüßt. Deutschland
war die einzige Mannschaft die sogar einheitliche Schuhe trugen und
somit sofort ihren Siegeswillen demonstrierte. Nun folgten wie immer
unzählige Reden, die, wenn auch mit leichten Problemen, ins Deutsche
übersetzt wurden. Außerdem führten zwei Tänzerinnen
einen exotischen Tanz zur Begrüßung vor. Abschließend
wurde die FIQ Flagge gehisst und die WM für eröffnet erklärt.
Relativ schnell leerte sich die Olympiahalle, da alle von der anstrengenden
Reise erschöpft waren und ihr Hotel aufsuchten. Im Hotel haben
wir noch eine Kleinigkeit getrunken und ein interessantes Gespräch
mit Bibi, der Organisatorin, geführt. Schnell verzogen sich aber
alle auf ihre Zimmer um fit für den nächsten Tag zu sein. |
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1. Tag – Mannschaftswettbewerb
weiblich |
Früh morgens war es endlich so weit,
die weiblichen Spielerinnen der deutschen Nationalmannschaft mussten
auf die Bahn. Das Frühstück im Hotel war gut und zum Glück
hatten wir nur 15 Minuten Fahrt bis zur Kegelbahn.
Als erste Spielerin von Deutschland musste Carmen Vogel auf die Bahn.
Sie legte gleich stark los und brachte Deutschland ab der ersten Kugel
gleich auf Medaillenkurs. Mit 570 Kegel legte sie einen soliden Grundstein,
auch wenn sogar noch mehr drin gewesen wäre. Noch konnte keiner
dieses Ergebnis richtig beurteilen, da noch wenige Vergleichsergebnisse
gefallen sind. Als nächstes musste von Deutschland Sina Beisser,
ebenfalls vom Bezirk Ostalb Hohenlohe (G 13 Öhrringen) an den
Start. Extrem Nervös und ohne das nötige Glück fand
Sina einfach nicht zu ihrem Spiel und musste sich am Ende mit 522
Kegel zufrieden geben. Allerdings war dieses Ergebnis gar kein Beinbruch,
da die Gegner auch nicht mehr Kegel erzielten und Sina somit den Vorsprung
ausbauen konnte. Als nächstes spielte Saskia Seitz. Sie legte
gleich mächtig los und konnte den Vorsprung Deutschlands in ungeahnte
Dimensionen vergrößern. Bei den Fans war eine super Stimmung
und jeder war überzeugt "Gold gehört Deutschland".
Zweifellos würde die Schlussspielerin Julia Ofenloch Gold heimspielen.
Die Annahme war eine komplette Fehleinschätzung. Julia versagten
komplett die Nerven und sie wurde nach 30 Wurf ausgewechselt. Lisa
Kürsten musste jetzt ran. Aber auch ihr versagten ebenfalls die
Nerven und sie brachte gar nichts zustande. Einige konnten es nicht
mehr ansehen und verschwanden auf den Markt, um sich von den günstigen
Preise zu überzeugen. Umso größer war für uns
die Überraschung als wir zurückkamen und erfuhren, dass
Deutschland dennoch Gold gewonnen hat. Trotz der Goldmedaille bahnete
sich „Zickenkrieg“ bei den Mädchen an. Die Freude
über die Goldmedaille war unbeschreiblich groß. Nach dem
Feiern ging es zurück ins Hotel und dort erkundschafteten wir
erstmals die Umgebung und aßen das gewöhnungsbedürftige
Essen unseres Hotels. Danach bewegten wir uns auch schon wieder ins
Bett, da wir ja wussten, dass Fabi als erster Starter auf die Bahn
musste. |
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2. Tag – Mannschaftswettbewerb
männlich |
Nach der Goldmedaille der Mädchen waren
jetzt die Jungs dran. Aber die Konkurrenz der Jungs war deutlich härter
als bei der weiblichen Jugend. Fabi musste bereits um 5 Uhr aufstehen
um zu Spielbeginn fit zu sein. Die Nervosität war Fabi gar nicht
anzumerken und er konnte seine Hausgasse gewohnt präzise spielen.
Als Startspieler hatte Fabi eine sehr große Verantwortung und
auch eine schwere Ausgangssituation. Aufgrund der vorausgegangenen
Sperre von Deutschland war Deutschland letzter der Weltrangliste und
musste neben einem Freistarter spielen. Fabi kämpfte Kugel für
Kugel, nur die Schlagwirkung seiner Kugel ließ zu wünschen
übrig. Harte Gassen wie Fabi spielte schlugen selten mehr als
5 Kegel und so kam es, dass Fabi Mühe hatte mit seinen Gegnern
mitzuhalten. Doch dies änderte sich auf der letzten Bahn und
Fabi brachte mit 555 Kegel (Schnapszahl!) Deutschland auf eine gute
Ausgangssituation. Schnell war klar, dass die Bahnen nicht einfach
zu spielen sind und dass keine vergleichbaren Ergebnisse wie bei den
Junioren in Bozen fallen würden. Nach Fabi musste Künzie
Joachim auf die Bahn, der sich wie Völker Christian passend zur
WM die Haare "schwarz, rot, gold" färben lies. Mit
551 Kegel blieb Deutschland weiter gut im Rennen und niemand konnte
den weiteren Verlauf abschätzen. Bei den gegnerischen Mannschaften
fielen keine übermäßigen Ergebnisse und viele Mannschaften
hatten einen „Ausrutscher“ drin. Die konstante Mannschaftsleistung
der Deutschen war ein großer Vorteil, da auch Ortloff Patrick
mit 567 Kegel nicht weit entfernt vom Ergebnis seiner Mannschaftskollegen
war. Abschließend musste Sattich Rainer auf die Bahn. Er legte
grandios los und zauberte gleich einen Durchgang mit über 170
Kegel auf die Platte. Die Stimmung war unbeschreiblich, da eine weitere
Medaille in greifbare Nähe rückte. Rainer kegelte stark
weiter, konnte aber aufgrund einer Schwächephase am Schluss die
600er Marke nicht mehr überbieten. Das Einschätzen der deutschen
Position war sehr schwer, da noch ein Durchgang folgte. Erst als den
anderen Mannschaften nichts lief, wurde uns bewusst, dass die zweite
Goldmedaille Deutschland gehört. Die Freude war unübertrefflich
groß. Der ganze nervliche Druck wich nun, denn jeder Spieler
kommt mit einer Goldmedaille nach Hause. Abends wurde auch noch im
Hotel gefeiert, der Chef des Hotels spendierte sogar Champagner. |
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Anschließend haben wir etwas "Besonderes"
für die deutschen Fans organisiert. Im Gespräch mit Bibi
stellten wir fest, dass in der Nähe unseres Hotels eine weitere
neue 4 Bahnanlage vorhanden ist und wir reservierten diese. Auf dem
örtlichen Markt kauften wir extra billige Schuhe für diesen
Abend. Das Kegeln bereitete allen Teilnehmern und Zuschauern viel
Spaß, auch wenn die Bedienung der Bahnen schwer war, weil das
komplette Bedienfeld nur mit Hieroglyphen beschriftet war. Wie immer
in Bosnien war die Bahnanlage von Funk und wie soll es auch anders
sein, natürlich Plattenbahnen. Leider mussten wir um 22 Uhr bereits
unser Kegel-Session beenden, da die slowenische Nationalmannschaft
zum trainieren kam. |
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3. Tag – Paarkampf weiblich |
Nachdem jetzt die Mannschaftswettbewerbe
abgeschlossen waren, folgte nun der Paarkampf. Wiederum mussten
zuerst die weiblichen Spielerinnen ran. Deutschland stellte zwei
Paare mit Sina Beisser/Julia Ofenloch und Saskia Seitz/Carmen Vogel.
Große Siegchancen hatten Saskia Seitz und Carmen Vogel, da
sie die beiden stärksten Spieler des Mannschaftswettbewerbs
waren. Sie konnten ihre Dominanz wiederum beweisen und konnten mit
572 Kegel von Saskia und 545 Kegel von Carmen deutlich die Goldmedaille
absahnen. Sina konnte aufgrund der etwas schwächeren Mitspielerin
nicht vorne Mitspielen und landete nur auf Platz 10, obwohl Sina
sehr gute 541 Kegel erzielte. Positiv an dem Resultat war, dass
sich 3 Spieler der Deutschen Mannschaft für den Einzelwettkampf
qualifiziert haben. Wichtig sind gute Ergebnisse auch für die
Kombiwertung, die sich aus dem Mannschaftswettbewerb, Paarkampf
und dem Einzel zusammensetzt. Die großen Pausen zwischen den
Einzelnen Wettkämpfen füllten die Deutschen mit Fußballmatches
in der gigantischen Olympiahalle. Auch wenn alle Spieler zurückhaltend
spielten, da die Nationalspieler nicht verletzt werden durften,
reichte eine kleine Unachtsamkeit aus um die Nase von Fabian zu
brechen. Zum Glück war nur die Nase von Fabi gebrochen und
nicht der Fuß oder die Hand. |
Beim Abendessen versuchten wir erstmals
Kontakt zu den Bosniern, die ebenfalls im gleichen Hotel wie wir
untergebracht waren, aufzunehmen. Nach anfänglichen Kommunikationsproblemen
funktionierte die Verständigung immer besser. Die Bosnier luden
uns gleich auf ihre Zimmer ein und dort verweilten wir relativ lange.
Schnell entstand eine gute Freundschaft und die Kommunikation in
Englisch funktionierte einwandfrei. Wir lernten auch Wörter
aus deren Wortschatz und wir brachten ihnen deutsche Wörter
bei. Ich werde mich hüten die Wörter, die wir den Bosniern
beigebracht haben, hier niederzuschreiben. Die Bosnier wandelten
sich schnell zu großen Fans der deutschen Nationalmannschaft
und feuerten diese am nächsten Tag auch kräftig an. |
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4. Tag – Paarkampf männlich |
Wie üblich waren jetzt am 4 Tag wieder
die männlichen Athleten dran. Deutschland schickte ihr stärkstes
Paar mit Fabian Seitz und Rainer Sattich gleich zu Beginn auf die
Bahn. Sie sollten stark vorlegen, doch dies gelang den beiden Deutschen
nur begrenzt. Beide begannen mit leichten Startschwierigkeiten. Mit
den letzten 30 Wurf konnten beide Spieler noch einen atemberaubenden
Durchgang auf die Platte zaubern und sich an die Spitze des Starterfelder
setzen. Jeder hatte noch Medaillenhoffnungen, obwohl schnell klar
war dass die 578 Kegel von Fabian und die 560 Kegel von Rainer nicht
für Gold ausreichen werden. Erstmals wurde der Goldrausch der
Deutschen Nationalmannschaft gestoppt. Zavarko Vilmos und sein Partner
legten furios los und verdienten sich zweifellos die Goldmedaille.
Das zweite Paar der Deutschen fand ihre Gasse nicht wirklich und räumten
auch einige Bilder schlecht ab und landete am Ende nur auf Platz 14.
Der Augenschein von Fabi und Rainer galt nun komplett einer weiteren
Medaille, wenn auch nicht Gold. Kurz vor Schluss des Wettkampfes lag
das Deutsche Paar noch sicher auf Platz drei, aber diesmal war der
Kegelgott nicht auf der Seite der Deutschen. Im letzten Durchgang
trumpften die Gegner unbeschreiblich auf konnten das deutsche Paar
denkbar knapp mit einem Holz bezwingen und die Deutschen auf den undankbaren
4 Platz verweisen. Natürlich war dies mitunter einer der emotionalsten
Momente, bei dem wie so oft bei einer WM, die Tränen in Massen
flossen (auch bei den harten Jungs). |
An diesem Tag war der offizielle Teil
noch nicht beendet. In der Olympiahalle gab es für 10 Euro ein
Bankett mit anschließender Party. Das Essen war schön aufgebaut
und schmeckte auch nicht schlecht, allerdings bekam wer nicht schnell
zugriff, nichts mehr. Auch die Sitzplätze waren eng bemessen,
aber dies machte gar nichts aus, da früher oder später eh
jeder von der Stimmung mitgerissen wurde und keinen Sitzplatz mehr
benötigte. Wir gesellten uns schnell wieder zu unseren bosnischen
Freunden und hatten einen großen Spass, auch wenn die Lautstärke
große Folgen für mich hatte. Viele Gäste bekamen die
deutschen Farben aufgemalt, bis am Ende fast alle Anwesenden die Farben
schwarz, rot, gold im Gesicht trugen. Die Feier endete bereits relativ
früh, da alle Spieler am nächsten Tag wieder fit auf der
Kegelbahn sein mussten. Den Bosniern war dies scheinbar egal und sie
luden uns wieder erneut auf ihre Zimmer ein. Wir wollten aber auch
fair sein und verschwanden relativ bald, sodass sie am nächsten
Tag fit sind. |
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5. Tag – Paarkampf mixed und Sprintwettbewerb |
Fünf Tage waren wir bereits in Bosnien,
langsam beachtet man die zerstörte Landschaft nicht mehr mit
den gleichen Augen wie am Anreisetag. Wie so oft musste das deutsche
Paar bereits relativ früh auf die Bahn. Carmen Vogel und Rainer
Sattich mussten sich leider gleich anfangs geschlagen geben im Sudden
Victory. Man konnte beinahe glauben, das Glück hätte die
Deutsche Mannschaft verlassen, doch Saskia Seitz bewies wiederum das
Gegenteil und erbeutete eine weitere Goldmedaille. Fabian Seitz der
im Sprint Wettbewerb männlich teilnahm, hatte leider das Glück
nicht auf seiner Seite und musste sich im Viertelfinale verabschieden.
Fabian konnte sich immer wieder an seinen Gegner ran beißen,
doch die Gegner liefen Fabian mächtig in die Vollen davon. Nur
aufgrund seines starken Räumens blieb Fabi im Rennen. Schließlich
schied Fabi im Viertelfinale im Sudden Victory unglücklich aus.
Der Sprint Wettbewerb war der Tag der Mazedonier, obwohl diese nur
mit zwei Sportler am der WM teilnahmen konnten sie im Sprintwettbewerb
die Goldmedaille abkassieren. Die deutschen Jungs nahmen sich eine
kurze "Medailleauszeit" und nicht wenige waren davon überzeugt,
dass die Jungs keine weitere Medaille bekommen werden. Aber die Deutschen
konnten am nächsten Tag, ohne zu viel Vorweg zu nehmen, diesen
Zweiflern die Luft zum Atmen nehmen. |
An diesem Tag wagten wir uns mit dem Auto
in die Stadt Sarajevo. Ich sag nur soviel, ein Wunder, dass wir wieder
Heil zurückkamen. Verkehrsregeln gibt es keine, außer dass
Polizei und Taxifahrer Vorfahrt haben. Die Hupe wird öfters benützt
als der Blinker in Deutschland und die Orientierung verloren wir ebenfalls
innerhalb weniger Minuten. Dies führte uns zu einigen abenteuerlichen
Straßen, die dafür sorgten, dass sich einige Insassen Sorgen
machten, weil sie noch kein Testament gemacht haben. Exemplarisch
erwähne ich nur unser Wendemanöver am Abhang, der bestimmt
50 Meter in die Tiefe ging und keine Leitplanke oder etwas dergleichen
vorhanden war. Doch wie unschwer zu erkennen ist haben wir auch das
Abenteuer überlebt, wenn auch nur schweißgebadet. Jetzt
war auch allen klar warum an der Grenze die grüne Versicherungskarte
so wichtig für die Einreise ist. |
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6. Tag – Einzel Classic |
Die Erschöpfung war allen Spielern anzumerken,
trotzdem mussten viele Spieler noch einmal auf die Bahn. Nun war auch
klar, warum Physiotherapeut Michael dabei war. Die besten 16 Einzelspieler
zusammen addiert aus Tandem und Mannschaft waren im Einzel startberechtigt.
Sina Beisser hatte sich ebenfalls neben Carmen Vogel und Saskia Seitz
qualifiziert. Zuerst musste Sina auf die Bahn. Konzentriert bei jeder
Kugel erspielte sich Sina mit 553 Kegel eine super Ausgangsposition.
Dennoch war klar, dass Saskia dieses Ergebnis überspielen konnte.
Die Endtabelle war ein Kuriosum für sich. Keine Spielerin überbot
das Ergebnis von Sina. Wie es der Zufall will, spielte Saskia genau
das gleiche Ergebnis, sogar gleich viel ins Räumen. Sina wurde
aufgrund weniger Fehlwürfe Weltmeisterin im Einzel. Des Weiteren
reichte es den Deutschen Spielerinnen die drei Plätze in der
Kombiwertung zu belegen.
Doch der Medaillenrausch war noch nicht beendet. Die Hoffung auf eine
Medaille war bei den deutschen Jungs sehr gering, da mit Lukas Huber
aus Österreich, dem amtierenden Juniorenweltmeister, ganz andere
Kaliber vorhanden waren. Rainer begann sofort stark zu spielen, wogegen
Fabian den kompletten Anfang verschlief. Auch wenn Fabi seine Gasse
konstant spielte, blieb er doch deutlich unter seinen Möglichkeiten.
Die Gegner liefen alle schnell davon, vor allem Lukas Huber. Keiner
hatte mehr Fabian auf der Rechnung für eine Medaille. Der Frust
war Fabi Schub für Schub anzumerken. Doch wie sagt ein so schönes
Sprichwort: „Das Spiel ist erst aus, wenn die letzte Kugel gespielt
wurde“. Mit einem grandiosen Endspurt konnte Fabi eine fast
schon Angst einflößende Aufholjagd starten. Mit 5 Neuner
am Stück und weitere genialen Schüben schrumpfte der Vorsprung
der Gegner in einem unbeschreiblichen Tempo. Endlich besserte sich
auch der Gesichtsausdruck von Fabian als er bemerkte, dass ein Podiumsplatz
noch drin ist. Schließlich reichte es sogar noch zum Vizeweltmeistertitel
im Einzel und zum dritten Platz in der Kombinationswertung. Einzelweltmeister
wurde Lukas Huber mit 610 Kegel und Fabi erzielte noch 583 Kegel,
dicht gefolgt von Rainer mit 575 Kegel. In der Kombination war klar,
dass Zavarko Vilmos mit seinem super Ergebnis im Paarkampf Gold gewinnen
wird und Lukas Huber Silber. Doch das danach kommende Feld lag nur
wenige Holz auseinander, umso glücklicher, dass Fabi mit einem
grandiosen Endspurt die Bronzemedaille gewinnen konnte.
Dies war nun der letzte Wettkampf der WM der Jugend WM in Sarajevo.
Die Siegerehrung wurde durchgeführt und wie so oft wurde auch
des Öfteren die deutsche Nationalhymne gespielt. Uneinholbar
konnte Deutschland auch die Nationenwertung für sich entscheiden.
Auch wenn die WM ein unvergessliches Erlebnis war, war jetzt jeder
froh endlich wieder in die Heimat zu fahren. Die mitgebrachten Fahnen
wurden wir schnell los, da die Bosnier sich gierig auf diese stürzten,
um sie als als Andenken zu behalten. Der Abschied war sehr herzlich
und auch nicht einfach. Doch dann ging schon die rasante Heimfahrt
los. Eine Lustige Begegnung mit Polizei hatten wir auch noch. Häufig
waren Geschwindigkeitskontrollen der Polizei zu beobachten. Nach einer
Kurve wurden wir per Lichtzeichen gewarnt und fuhren nicht schnell.
Trotzdem winkte uns die Polizei raus und signalisierte, dass wir 96
km/h in der 50 Zone gefahren seien. Schockiert und nicht fassbar stellten
wir uns auf das schlimmste ein. Wir versuchten vergeblich klar zu
stellen, dass wir nicht so schnell fuhren und stellten uns auf das
Schlimmste ein. Doch dann wollten wir unseren Ohren nicht trauen „5
Euro“. Die Polizei wollte von uns wirklich nur 5 Euro und keinen
Cent mehr, da lohnt sich doch das Rasen fast schon. Bei der Heimfahrt
übernachteten wir im gleichen Hotel wie die Nationalspieler.
Auch wenn wir dem Tempo des Bundestrainers nicht folgen konnten, fanden
wir das Hotel der Spieler und verbrachten noch einen geselligen Abend
zusammen. Das Abfallen der nervlichen Spannung war spürbar und
die Atmosphäre war viel lockerer. Am nächsten Tag konnten
wir ungestört unsere Heimreise fortsetzen und der Überraschung
entgegen fahren. |
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Ankunft zuhause: |
Ohne das Wissen von Fabi ließen wir
einen großen Empfang in Rechberg vorbereiten. Die Überraschung
war groß als Fabi und Sina in Rechberg von 70 Personen, der
Presse sowie Funktionären des Bezirks empfangen wurden. Dies
war ein würdiger Abschluss der WM für super Leistungen der
Spieler/innen.
Dem folgten in den nächsten Tagen noch unzählige Ehrungen
sowohl durch den Bürgermeister als auch anderen wichtigen Funktionären.
Fabi wurde vor dem WM Spiel Deutschlands in der WM-Arena vor 5000
Zuschauern interviewt und bekam auch einige Geschenke.
Resümee:
„Ein Spiel dauert 120 Kugeln und am Ende gewinnt Deutschland“
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