WM-U18
Sarajevo
Übersicht:
Anreise und erster Schock
Erster Kontakt mit der Bahnanlage
Eröffnungsfeier
1. Tag – Mannschaftswettbewerb weiblich
2. Tag – Mannschaftswettbewerb männlich
3. Tag – Paarkampf weiblich
4. Tag – Paarkampf männlich
5. Tag – Paarkampf mixed und Sprintwettbewerb
6. Tag – Einzel Classic

Ankunft zuhause

Ich wünsche allen Lesern viel Spass und hoffe der Bericht gefällt eucht.
 
Anreise und erster Schock

Am 02.06.2006 war es endlich so weit. Nach der harten und schweißtreibenden Vorbereitung verließ die deutsche Auswahl die Heimat in Richtung Sarajevo zur WM. Die Fangemeinde fuhr erst am Samstag los, da wir im Gegensatz zur Nationalmannschaft ohne Zwischenstopp durchfuhren. Die Fangemeinde bestand größenteils aus Familienangehörigen und sehr treuen Fans wie z. B. Michael Kastler besser bekannt als „Platzhirsch“. Ausgerüstet mit vielen Fanartikel und einer super Stimmung bewegten wir uns auch in Richtung Sarajevo.
Die Anreise verlief sehr gut bis auf eine ungewollt lange Besichtigung von Zagreb. Das Schlafen im Auto wollte bei keinem funktionieren außer bei Steffi, die es schaffte in fast jeder Position zu schlafen. Doch bald kam der erste Schock. Keiner konnte erahnen, was uns in Bosnien erwartete. Kurz nach der Grenzüberquerung wurde es blitzartig leise im Auto. Jedem Insassen verschlug die heute noch sichtbare Zerstörung des Krieges die Sprache. Kaum ein Haus war ohne sichtbare Einschusslöcher und die Landschaft war geprägt von unzähligen Ruinen. Direkt neben der Straße standen rote Schilder, die vor Minenfelder warnten und die Straßen wurden schlagartig schlechter.
Schnell stellte sich jeder die Frage, wieso gerade in einem solchen Land eine Jugend-WM ausgetragen wurde. Wir lernten eine völlig neue Welt kennen, dennoch setzten wir unsere Reise ins Ungewisse fort. Dies war gar nicht ganz einfach, da keine Straßenschilder mehr europäische Beschriftungen hatten und somit nicht zur Orientierung dienten. Trotz der erschwerten Bedingungen erreichten wir um 8 Uhr morgens Sarajevo und kontaktierten unseren deutschen Ansprechpartner. Dieser führte uns direkt zum Hotel. Hier fiel uns der erste schwere Stein vom Herzen, als wir ein neu renoviertes Gebäude sahen und wussten, dass wir nicht in einer "Ruine" untergebracht wurden. Voller Spannung fuhren wir zusammen zur WM-Bahnanlage nachdem alle Formalitäten geklärt waren und wir unsere Zimmer bezogen hatten.

 
Erster Kontakt mit der Bahnanlage:
Die Bahnanlage befindet sich im Olympiazentrum von Sarajevo, das während des Krieges völlig zerstört und jetzt wieder in vollem Ausmaß rekonstruiert wurde. Wir betraten die Halle und stellten schnell fest, dass auf der Kegelbahn nicht so viel Platz vorhanden war, wie die Dimensionen der Olympiahalle erwarten ließ. Die Bahn war relativ niedrig, sodass ein stehender Fan in den obersten Rängen außer dem Spieler nichts sah. Die Bahn machte einen gepflegten Eindruck, obwohl zu dem Zeitpunkt als wir eintraten hektisch gearbeitet wurde. Hierbei trafen wir auch mit Bibi zusammen, der Organisatorin der WM. Ein Frau die alles im Griff hatte und der keiner zu widersprechen.traute. Ihr Charakter war allen auf Anhieb sympathisch und sie verkaufte uns gleich die Eintrittskarten, da diese beschränkt waren. Hierbei erfuhren wir auch über die bestehenden Probleme, dass die Bahnanlage nicht abgenommen wurde und dass fehlerhafte Teile geliefert wurden. Das größte Problem war, dass kein ordnungsgemäßer Kegelsatz vorhanden war und kein "Neuer" aufgetrieben werden konnte, da dies 1600 Euro Einfuhrzoll gekostet hätte. Des Weiteren waren die Anläufe in unterschiedlicher Dicke geliefert worden und die Kugelfarbe der neuen Kugeln war auch nicht einheitlich. Die Schlagwände bereiteten auch Probleme, sodass die Durchführung der WM wirklich am seidenen Faden hing. Mit viel Müh und Schweiß konnten die Organisatoren diese Probleme in letzter Sekunde in Eigeninitiative beheben und die Durchführung der WM garantieren. Ebenfalls sollte erwähnt werden, dass kein Bauchkegel eingebaut war, da dies nicht zugelassen wurde, weil auf der Ausschreibung ein "normaler" Kegel abgebildet war.
 
Eröffnungsfeier:
Abends erreichte auch die deutsche Auswahl die Olympiahalle. Hastig wurden Informationen untereinander über die Fahrt ausgetauscht, bevor um 19.30 Uhr die offizielle Eröffnungsfeier begann. Mit entsprechender Begleitmusik marschierten alle teilnehmenden Mannschaften ein und wurden offiziell begrüßt. Deutschland war die einzige Mannschaft die sogar einheitliche Schuhe trugen und somit sofort ihren Siegeswillen demonstrierte. Nun folgten wie immer unzählige Reden, die, wenn auch mit leichten Problemen, ins Deutsche übersetzt wurden. Außerdem führten zwei Tänzerinnen einen exotischen Tanz zur Begrüßung vor. Abschließend wurde die FIQ Flagge gehisst und die WM für eröffnet erklärt. Relativ schnell leerte sich die Olympiahalle, da alle von der anstrengenden Reise erschöpft waren und ihr Hotel aufsuchten. Im Hotel haben wir noch eine Kleinigkeit getrunken und ein interessantes Gespräch mit Bibi, der Organisatorin, geführt. Schnell verzogen sich aber alle auf ihre Zimmer um fit für den nächsten Tag zu sein.
 
1. Tag – Mannschaftswettbewerb weiblich
Früh morgens war es endlich so weit, die weiblichen Spielerinnen der deutschen Nationalmannschaft mussten auf die Bahn. Das Frühstück im Hotel war gut und zum Glück hatten wir nur 15 Minuten Fahrt bis zur Kegelbahn.
Als erste Spielerin von Deutschland musste Carmen Vogel auf die Bahn. Sie legte gleich stark los und brachte Deutschland ab der ersten Kugel gleich auf Medaillenkurs. Mit 570 Kegel legte sie einen soliden Grundstein, auch wenn sogar noch mehr drin gewesen wäre. Noch konnte keiner dieses Ergebnis richtig beurteilen, da noch wenige Vergleichsergebnisse gefallen sind. Als nächstes musste von Deutschland Sina Beisser, ebenfalls vom Bezirk Ostalb Hohenlohe (G 13 Öhrringen) an den Start. Extrem Nervös und ohne das nötige Glück fand Sina einfach nicht zu ihrem Spiel und musste sich am Ende mit 522 Kegel zufrieden geben. Allerdings war dieses Ergebnis gar kein Beinbruch, da die Gegner auch nicht mehr Kegel erzielten und Sina somit den Vorsprung ausbauen konnte. Als nächstes spielte Saskia Seitz. Sie legte gleich mächtig los und konnte den Vorsprung Deutschlands in ungeahnte Dimensionen vergrößern. Bei den Fans war eine super Stimmung und jeder war überzeugt "Gold gehört Deutschland". Zweifellos würde die Schlussspielerin Julia Ofenloch Gold heimspielen. Die Annahme war eine komplette Fehleinschätzung. Julia versagten komplett die Nerven und sie wurde nach 30 Wurf ausgewechselt. Lisa Kürsten musste jetzt ran. Aber auch ihr versagten ebenfalls die Nerven und sie brachte gar nichts zustande. Einige konnten es nicht mehr ansehen und verschwanden auf den Markt, um sich von den günstigen Preise zu überzeugen. Umso größer war für uns die Überraschung als wir zurückkamen und erfuhren, dass Deutschland dennoch Gold gewonnen hat. Trotz der Goldmedaille bahnete sich „Zickenkrieg“ bei den Mädchen an. Die Freude über die Goldmedaille war unbeschreiblich groß. Nach dem Feiern ging es zurück ins Hotel und dort erkundschafteten wir erstmals die Umgebung und aßen das gewöhnungsbedürftige Essen unseres Hotels. Danach bewegten wir uns auch schon wieder ins Bett, da wir ja wussten, dass Fabi als erster Starter auf die Bahn musste.
 
2. Tag – Mannschaftswettbewerb männlich
Nach der Goldmedaille der Mädchen waren jetzt die Jungs dran. Aber die Konkurrenz der Jungs war deutlich härter als bei der weiblichen Jugend. Fabi musste bereits um 5 Uhr aufstehen um zu Spielbeginn fit zu sein. Die Nervosität war Fabi gar nicht anzumerken und er konnte seine Hausgasse gewohnt präzise spielen. Als Startspieler hatte Fabi eine sehr große Verantwortung und auch eine schwere Ausgangssituation. Aufgrund der vorausgegangenen Sperre von Deutschland war Deutschland letzter der Weltrangliste und musste neben einem Freistarter spielen. Fabi kämpfte Kugel für Kugel, nur die Schlagwirkung seiner Kugel ließ zu wünschen übrig. Harte Gassen wie Fabi spielte schlugen selten mehr als 5 Kegel und so kam es, dass Fabi Mühe hatte mit seinen Gegnern mitzuhalten. Doch dies änderte sich auf der letzten Bahn und Fabi brachte mit 555 Kegel (Schnapszahl!) Deutschland auf eine gute Ausgangssituation. Schnell war klar, dass die Bahnen nicht einfach zu spielen sind und dass keine vergleichbaren Ergebnisse wie bei den Junioren in Bozen fallen würden. Nach Fabi musste Künzie Joachim auf die Bahn, der sich wie Völker Christian passend zur WM die Haare "schwarz, rot, gold" färben lies. Mit 551 Kegel blieb Deutschland weiter gut im Rennen und niemand konnte den weiteren Verlauf abschätzen. Bei den gegnerischen Mannschaften fielen keine übermäßigen Ergebnisse und viele Mannschaften hatten einen „Ausrutscher“ drin. Die konstante Mannschaftsleistung der Deutschen war ein großer Vorteil, da auch Ortloff Patrick mit 567 Kegel nicht weit entfernt vom Ergebnis seiner Mannschaftskollegen war. Abschließend musste Sattich Rainer auf die Bahn. Er legte grandios los und zauberte gleich einen Durchgang mit über 170 Kegel auf die Platte. Die Stimmung war unbeschreiblich, da eine weitere Medaille in greifbare Nähe rückte. Rainer kegelte stark weiter, konnte aber aufgrund einer Schwächephase am Schluss die 600er Marke nicht mehr überbieten. Das Einschätzen der deutschen Position war sehr schwer, da noch ein Durchgang folgte. Erst als den anderen Mannschaften nichts lief, wurde uns bewusst, dass die zweite Goldmedaille Deutschland gehört. Die Freude war unübertrefflich groß. Der ganze nervliche Druck wich nun, denn jeder Spieler kommt mit einer Goldmedaille nach Hause. Abends wurde auch noch im Hotel gefeiert, der Chef des Hotels spendierte sogar Champagner.
 
Anschließend haben wir etwas "Besonderes" für die deutschen Fans organisiert. Im Gespräch mit Bibi stellten wir fest, dass in der Nähe unseres Hotels eine weitere neue 4 Bahnanlage vorhanden ist und wir reservierten diese. Auf dem örtlichen Markt kauften wir extra billige Schuhe für diesen Abend. Das Kegeln bereitete allen Teilnehmern und Zuschauern viel Spaß, auch wenn die Bedienung der Bahnen schwer war, weil das komplette Bedienfeld nur mit Hieroglyphen beschriftet war. Wie immer in Bosnien war die Bahnanlage von Funk und wie soll es auch anders sein, natürlich Plattenbahnen. Leider mussten wir um 22 Uhr bereits unser Kegel-Session beenden, da die slowenische Nationalmannschaft zum trainieren kam.
 
3. Tag – Paarkampf weiblich

Nachdem jetzt die Mannschaftswettbewerbe abgeschlossen waren, folgte nun der Paarkampf. Wiederum mussten zuerst die weiblichen Spielerinnen ran. Deutschland stellte zwei Paare mit Sina Beisser/Julia Ofenloch und Saskia Seitz/Carmen Vogel. Große Siegchancen hatten Saskia Seitz und Carmen Vogel, da sie die beiden stärksten Spieler des Mannschaftswettbewerbs waren. Sie konnten ihre Dominanz wiederum beweisen und konnten mit 572 Kegel von Saskia und 545 Kegel von Carmen deutlich die Goldmedaille absahnen. Sina konnte aufgrund der etwas schwächeren Mitspielerin nicht vorne Mitspielen und landete nur auf Platz 10, obwohl Sina sehr gute 541 Kegel erzielte. Positiv an dem Resultat war, dass sich 3 Spieler der Deutschen Mannschaft für den Einzelwettkampf qualifiziert haben. Wichtig sind gute Ergebnisse auch für die Kombiwertung, die sich aus dem Mannschaftswettbewerb, Paarkampf und dem Einzel zusammensetzt. Die großen Pausen zwischen den Einzelnen Wettkämpfen füllten die Deutschen mit Fußballmatches in der gigantischen Olympiahalle. Auch wenn alle Spieler zurückhaltend spielten, da die Nationalspieler nicht verletzt werden durften, reichte eine kleine Unachtsamkeit aus um die Nase von Fabian zu brechen. Zum Glück war nur die Nase von Fabi gebrochen und nicht der Fuß oder die Hand.

Beim Abendessen versuchten wir erstmals Kontakt zu den Bosniern, die ebenfalls im gleichen Hotel wie wir untergebracht waren, aufzunehmen. Nach anfänglichen Kommunikationsproblemen funktionierte die Verständigung immer besser. Die Bosnier luden uns gleich auf ihre Zimmer ein und dort verweilten wir relativ lange. Schnell entstand eine gute Freundschaft und die Kommunikation in Englisch funktionierte einwandfrei. Wir lernten auch Wörter aus deren Wortschatz und wir brachten ihnen deutsche Wörter bei. Ich werde mich hüten die Wörter, die wir den Bosniern beigebracht haben, hier niederzuschreiben. Die Bosnier wandelten sich schnell zu großen Fans der deutschen Nationalmannschaft und feuerten diese am nächsten Tag auch kräftig an.

 
4. Tag – Paarkampf männlich
Wie üblich waren jetzt am 4 Tag wieder die männlichen Athleten dran. Deutschland schickte ihr stärkstes Paar mit Fabian Seitz und Rainer Sattich gleich zu Beginn auf die Bahn. Sie sollten stark vorlegen, doch dies gelang den beiden Deutschen nur begrenzt. Beide begannen mit leichten Startschwierigkeiten. Mit den letzten 30 Wurf konnten beide Spieler noch einen atemberaubenden Durchgang auf die Platte zaubern und sich an die Spitze des Starterfelder setzen. Jeder hatte noch Medaillenhoffnungen, obwohl schnell klar war dass die 578 Kegel von Fabian und die 560 Kegel von Rainer nicht für Gold ausreichen werden. Erstmals wurde der Goldrausch der Deutschen Nationalmannschaft gestoppt. Zavarko Vilmos und sein Partner legten furios los und verdienten sich zweifellos die Goldmedaille. Das zweite Paar der Deutschen fand ihre Gasse nicht wirklich und räumten auch einige Bilder schlecht ab und landete am Ende nur auf Platz 14. Der Augenschein von Fabi und Rainer galt nun komplett einer weiteren Medaille, wenn auch nicht Gold. Kurz vor Schluss des Wettkampfes lag das Deutsche Paar noch sicher auf Platz drei, aber diesmal war der Kegelgott nicht auf der Seite der Deutschen. Im letzten Durchgang trumpften die Gegner unbeschreiblich auf konnten das deutsche Paar denkbar knapp mit einem Holz bezwingen und die Deutschen auf den undankbaren 4 Platz verweisen. Natürlich war dies mitunter einer der emotionalsten Momente, bei dem wie so oft bei einer WM, die Tränen in Massen flossen (auch bei den harten Jungs).
An diesem Tag war der offizielle Teil noch nicht beendet. In der Olympiahalle gab es für 10 Euro ein Bankett mit anschließender Party. Das Essen war schön aufgebaut und schmeckte auch nicht schlecht, allerdings bekam wer nicht schnell zugriff, nichts mehr. Auch die Sitzplätze waren eng bemessen, aber dies machte gar nichts aus, da früher oder später eh jeder von der Stimmung mitgerissen wurde und keinen Sitzplatz mehr benötigte. Wir gesellten uns schnell wieder zu unseren bosnischen Freunden und hatten einen großen Spass, auch wenn die Lautstärke große Folgen für mich hatte. Viele Gäste bekamen die deutschen Farben aufgemalt, bis am Ende fast alle Anwesenden die Farben schwarz, rot, gold im Gesicht trugen. Die Feier endete bereits relativ früh, da alle Spieler am nächsten Tag wieder fit auf der Kegelbahn sein mussten. Den Bosniern war dies scheinbar egal und sie luden uns wieder erneut auf ihre Zimmer ein. Wir wollten aber auch fair sein und verschwanden relativ bald, sodass sie am nächsten Tag fit sind.
 

5. Tag – Paarkampf mixed und Sprintwettbewerb
Fünf Tage waren wir bereits in Bosnien, langsam beachtet man die zerstörte Landschaft nicht mehr mit den gleichen Augen wie am Anreisetag. Wie so oft musste das deutsche Paar bereits relativ früh auf die Bahn. Carmen Vogel und Rainer Sattich mussten sich leider gleich anfangs geschlagen geben im Sudden Victory. Man konnte beinahe glauben, das Glück hätte die Deutsche Mannschaft verlassen, doch Saskia Seitz bewies wiederum das Gegenteil und erbeutete eine weitere Goldmedaille. Fabian Seitz der im Sprint Wettbewerb männlich teilnahm, hatte leider das Glück nicht auf seiner Seite und musste sich im Viertelfinale verabschieden. Fabian konnte sich immer wieder an seinen Gegner ran beißen, doch die Gegner liefen Fabian mächtig in die Vollen davon. Nur aufgrund seines starken Räumens blieb Fabi im Rennen. Schließlich schied Fabi im Viertelfinale im Sudden Victory unglücklich aus. Der Sprint Wettbewerb war der Tag der Mazedonier, obwohl diese nur mit zwei Sportler am der WM teilnahmen konnten sie im Sprintwettbewerb die Goldmedaille abkassieren. Die deutschen Jungs nahmen sich eine kurze "Medailleauszeit" und nicht wenige waren davon überzeugt, dass die Jungs keine weitere Medaille bekommen werden. Aber die Deutschen konnten am nächsten Tag, ohne zu viel Vorweg zu nehmen, diesen Zweiflern die Luft zum Atmen nehmen.
An diesem Tag wagten wir uns mit dem Auto in die Stadt Sarajevo. Ich sag nur soviel, ein Wunder, dass wir wieder Heil zurückkamen. Verkehrsregeln gibt es keine, außer dass Polizei und Taxifahrer Vorfahrt haben. Die Hupe wird öfters benützt als der Blinker in Deutschland und die Orientierung verloren wir ebenfalls innerhalb weniger Minuten. Dies führte uns zu einigen abenteuerlichen Straßen, die dafür sorgten, dass sich einige Insassen Sorgen machten, weil sie noch kein Testament gemacht haben. Exemplarisch erwähne ich nur unser Wendemanöver am Abhang, der bestimmt 50 Meter in die Tiefe ging und keine Leitplanke oder etwas dergleichen vorhanden war. Doch wie unschwer zu erkennen ist haben wir auch das Abenteuer überlebt, wenn auch nur schweißgebadet. Jetzt war auch allen klar warum an der Grenze die grüne Versicherungskarte so wichtig für die Einreise ist.
 
6. Tag – Einzel Classic
Die Erschöpfung war allen Spielern anzumerken, trotzdem mussten viele Spieler noch einmal auf die Bahn. Nun war auch klar, warum Physiotherapeut Michael dabei war. Die besten 16 Einzelspieler zusammen addiert aus Tandem und Mannschaft waren im Einzel startberechtigt. Sina Beisser hatte sich ebenfalls neben Carmen Vogel und Saskia Seitz qualifiziert. Zuerst musste Sina auf die Bahn. Konzentriert bei jeder Kugel erspielte sich Sina mit 553 Kegel eine super Ausgangsposition. Dennoch war klar, dass Saskia dieses Ergebnis überspielen konnte. Die Endtabelle war ein Kuriosum für sich. Keine Spielerin überbot das Ergebnis von Sina. Wie es der Zufall will, spielte Saskia genau das gleiche Ergebnis, sogar gleich viel ins Räumen. Sina wurde aufgrund weniger Fehlwürfe Weltmeisterin im Einzel. Des Weiteren reichte es den Deutschen Spielerinnen die drei Plätze in der Kombiwertung zu belegen.
Doch der Medaillenrausch war noch nicht beendet. Die Hoffung auf eine Medaille war bei den deutschen Jungs sehr gering, da mit Lukas Huber aus Österreich, dem amtierenden Juniorenweltmeister, ganz andere Kaliber vorhanden waren. Rainer begann sofort stark zu spielen, wogegen Fabian den kompletten Anfang verschlief. Auch wenn Fabi seine Gasse konstant spielte, blieb er doch deutlich unter seinen Möglichkeiten. Die Gegner liefen alle schnell davon, vor allem Lukas Huber. Keiner hatte mehr Fabian auf der Rechnung für eine Medaille. Der Frust war Fabi Schub für Schub anzumerken. Doch wie sagt ein so schönes Sprichwort: „Das Spiel ist erst aus, wenn die letzte Kugel gespielt wurde“. Mit einem grandiosen Endspurt konnte Fabi eine fast schon Angst einflößende Aufholjagd starten. Mit 5 Neuner am Stück und weitere genialen Schüben schrumpfte der Vorsprung der Gegner in einem unbeschreiblichen Tempo. Endlich besserte sich auch der Gesichtsausdruck von Fabian als er bemerkte, dass ein Podiumsplatz noch drin ist. Schließlich reichte es sogar noch zum Vizeweltmeistertitel im Einzel und zum dritten Platz in der Kombinationswertung. Einzelweltmeister wurde Lukas Huber mit 610 Kegel und Fabi erzielte noch 583 Kegel, dicht gefolgt von Rainer mit 575 Kegel. In der Kombination war klar, dass Zavarko Vilmos mit seinem super Ergebnis im Paarkampf Gold gewinnen wird und Lukas Huber Silber. Doch das danach kommende Feld lag nur wenige Holz auseinander, umso glücklicher, dass Fabi mit einem grandiosen Endspurt die Bronzemedaille gewinnen konnte.
Dies war nun der letzte Wettkampf der WM der Jugend WM in Sarajevo. Die Siegerehrung wurde durchgeführt und wie so oft wurde auch des Öfteren die deutsche Nationalhymne gespielt. Uneinholbar konnte Deutschland auch die Nationenwertung für sich entscheiden.
Auch wenn die WM ein unvergessliches Erlebnis war, war jetzt jeder froh endlich wieder in die Heimat zu fahren. Die mitgebrachten Fahnen wurden wir schnell los, da die Bosnier sich gierig auf diese stürzten, um sie als als Andenken zu behalten. Der Abschied war sehr herzlich und auch nicht einfach. Doch dann ging schon die rasante Heimfahrt los. Eine Lustige Begegnung mit Polizei hatten wir auch noch. Häufig waren Geschwindigkeitskontrollen der Polizei zu beobachten. Nach einer Kurve wurden wir per Lichtzeichen gewarnt und fuhren nicht schnell. Trotzdem winkte uns die Polizei raus und signalisierte, dass wir 96 km/h in der 50 Zone gefahren seien. Schockiert und nicht fassbar stellten wir uns auf das schlimmste ein. Wir versuchten vergeblich klar zu stellen, dass wir nicht so schnell fuhren und stellten uns auf das Schlimmste ein. Doch dann wollten wir unseren Ohren nicht trauen „5 Euro“. Die Polizei wollte von uns wirklich nur 5 Euro und keinen Cent mehr, da lohnt sich doch das Rasen fast schon. Bei der Heimfahrt übernachteten wir im gleichen Hotel wie die Nationalspieler. Auch wenn wir dem Tempo des Bundestrainers nicht folgen konnten, fanden wir das Hotel der Spieler und verbrachten noch einen geselligen Abend zusammen. Das Abfallen der nervlichen Spannung war spürbar und die Atmosphäre war viel lockerer. Am nächsten Tag konnten wir ungestört unsere Heimreise fortsetzen und der Überraschung entgegen fahren.
 
Ankunft zuhause:
Ohne das Wissen von Fabi ließen wir einen großen Empfang in Rechberg vorbereiten. Die Überraschung war groß als Fabi und Sina in Rechberg von 70 Personen, der Presse sowie Funktionären des Bezirks empfangen wurden. Dies war ein würdiger Abschluss der WM für super Leistungen der Spieler/innen.
Dem folgten in den nächsten Tagen noch unzählige Ehrungen sowohl durch den Bürgermeister als auch anderen wichtigen Funktionären. Fabi wurde vor dem WM Spiel Deutschlands in der WM-Arena vor 5000 Zuschauern interviewt und bekam auch einige Geschenke.


Resümee:
„Ein Spiel dauert 120 Kugeln und am Ende gewinnt Deutschland“

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